Die Kostenträgerstückrechnung (Kalkulation)

 
In der Kostenträgerstückrechnung steht die Ermittlung der auf ein einzelnes Stück eines Erzeugnisses entfallenden Selbstkosten im Vordergrund.

In Abhängigkeit vom Zeitpunkt unterscheidet man in:

  • Vorkalkulation
    Wird vor der Durchführung der Produktion oder eines Auftrags durchgeführt.
    Dient in erster Linie der Preisermittlung. Soll mutmaßlich in der Zukunft anfallende Kosten festlegen.
  • Nachkalkulation
    Wird nach Abschluss der Produktion oder eines Auftrags durchgeführt.
    Nachträgliche Ermittlung von in der Vergangenheit angefallenen Kosten.
  • Zwischenkalkulation
    Unterform der Nachkalkulation bei Großprojekten mit langer Fertigungsdauer (Hoch- und Tiefbau, Schiffbau, Großanlagenbau).
    Dient der Berechnung bislang entstandener Kosten und der Kalkulation noch anfallender Kosten.

In Abhängigkeit vom Ausgangspunkt bzw. der Marktsituation unterscheidet man in:

  • Vorwärtskalkulation (Progressive Kalkulation)
    Wenn das Unternehmen den Preis für ein Produkt auf dem Absatzmarkt selbst bestimmen kann, so wird mit der Vorwärtskalkulation der Preis kalkuliert.
  • Rückwärtskalkulation (Retrograde Kalkulation)
    Wenn der Marktpreis für ein Produkt aufgrund der herrschenden Konkurrenzverhältnisse festgelegt ist, muss mit Hilfe der Rückwärtskalkulation die Höhe der Kosten bestimmt werden, die höchstens anfallen dürfen.
    Die Zielkostenrechnung (Target Costing) orientiert sich auch an einer Rückwärtskalkulation.
  • Differenzkalkulation
    Wenn weder der Beschaffungspreis noch der Absatzpreis für ein Produkt zu beeinflussen ist, muss mit Hilfe der Differenzkalkulation ermittelt werden, ob der verbleibende Differenzbetrag zwischen Einstandspreis und Verkaufspreis ausreicht, um die Kosten und den Sollgewinn zu decken.

Nach der Vollständigkeit der Kostenerfassung unterscheidet man in:

  • Vollkostenkalkulation
    Die Unterscheidung in Einzel- und Gemeinkosten ist die Grundlage der Vollkostenrechnung. Gemeinkosten werden über Zuschlagsätze den Kostenträgern zugerechnet. Es werden alle Kosten auf die Kostenträger verrechnet.
  • Teilkostenkalkulation
    Die Unterscheidung in fixe und variable Kosten ist die Grundlage der Teilkostenrechnung. Die Teilkostenkalkulation verzichtet auf die Schlüsselung von Gemeinkosten. Es wird nur ein Teil der Gesamtkosten (variable bzw. direkte Kosten) auf die Kostenträger verrechnet.

Nach der Bewertungstechnik unterscheidet man in:

  • Istkostenkalkulation
    Die Istkosten-Kalkulation ist eine Nachkalkulation. Sie ermittelt die auf Istmengen und Istpreisen basierenden Ist-Kosten.
  • Normalkostenkalkulation
    Beruht auf Durchschnitten früherer Istkosten.
  • Plankostenkalkulation
    Kalkulation auf der Grundlage von Plankosten. Relevante Plandaten werden über Schätzungen oder Berechnungen ermittelt.

Nach der Branche unterscheidet man in:

  • Industriekalkulation
  • Handelskalkulation
  • Handwerkskalkulation

Nach dem Kalkulationszweck unterscheidet man in:

  • Selbstkostenkalkulation
  • Absatzkalkulation

Nach dem angewandten Rechenverfahren unterscheidet man (besonders im Handel) in:

  • Ausführliche Kalkulation
    Abarbeitung des kompletten Kalkulationsschemas.
  • Verkürzte Kalkulation
    Vereinfachung des Kalkulationsverfahrens durch die Verwendung eines Kalkulationszuschlags (Vorwärtskalkulation) bzw. der Handelsspanne (Rückwärtskalkulation).

Das Kalkulationsverfahren (Kalkulationsmethode) wird in erster Linie durch die Fertigungsstruktur bestimmt.

Kalkulationsverfahren Voraussetzungen
Divisionskalkulation Älteste und einfachste Kalkulationsmethode. Wird bei Massenfertigung eines einheitlichen Erzeugnisses angewendet.
Grundprinzip: Kosten je Leistungseinheit = Gesamtkosten der Periode / Zahl der hergestellten Erzeugnisse
Äquivalenzziffernkalkulation
(spezielle Form der Divisionskalkulation)
Die Äquivalenzziffernkalkulation ist eine spezielle Form der Divisionskalkulation. Die Anwendung ist nur sinnvoll, wenn es sich um gleichartige Produkte (Sortenfertigung) handelt. Für die verschiedenen Produktarten (Sorten) werden Verhältniszahlen (Äquivalenzziffern) gesucht. Diese sollen die anteilige Kostenverursachung erfassen.
Zuschlagskalkulation Die Zuschlagskalkulation wird bei der Einzel- oder Serienfertigung unterschiedlicher Erzeugnisse angewewendet. Die Zuschlagskalkulation beruht auf der Trennung der Kosten in Einzel- und Gemeinkosten. Die Einzelkosten werden den Kostenträgern nach dem Verursachungsprinzip zugeordnet. Die Gemeinkosten werden den Kostenträgern indirekt nach dem Durchschnittsprinzip mit Zuschlagssätzen zugerechnet.
Restwertmethode Die Restwertmethode (Subtraktionsmethode) ist ein Verfahren der Kuppelkalkulation. Kuppelproduktion ist eine Verbundproduktion. Das ist ein Produktionsprozess, in dem aus verfahrenstechnischen oder naturgesetzlichen Gründen zwei oder mehrere Produkte gemeinsam anfallen. Für die Anwendung der Restwertmethode muss eine klare Unterscheidung in ein Hauptprodukt und ein oder mehrere Nebenprodukte möglich sein.
Der Erlös des Nebenproduktes wird von den Gesamtkosten abgezogen. Für das Hauptprodukt erfolgt eine Divisionskalkulation.
Kostenverteilungsmethode Die Kostenverteilungsmethode ist ein Verfahren der Kuppelkalkulation. Die Kostenverteilungsmethode wird angewendet, wenn mehrere Hauptprodukte anfallen.
Die Kosten werden mithilfe von Äquivalenzziffern verteilt. Als Schlüsselgrößen kommen Marktpreise, Produktionsmengen oder technische Größen zur Anwendung.