Grundlagen der Kostenrechnung

Grundbegriffe

Ohne die Kenntnis der folgenden Grundbegriffe ist ein Verständnis der Kosten- und Leistungsrechnung nicht möglich.

  • Auszahlung - Einzahlung
  • Ausgaben - Einnahmen
  • Aufwand - Ertrag
  • Kosten - Leistung

Eine Übersicht zu diesem Thema finden Sie im Kapitel Kostenartenrechnung auf der Seite Kostenbegriff

Während die Finanzbuchhaltung den gesamten Aufwand und Ertrag eines Unternehmens erfasst, betrachtet die Kostenrechnung nur die eigentliche betriebliche Tätigkeit (Betriebszweck - Sachziel).

Abgrenzungsrechnung

Die Abgrenzungsrechnung ist die Nahtstelle zwischen Finanzbuchhaltung und Kostenrechnung.

Finanzbuchhaltung Abgrenzungsrechnung Kostenrechnung
Auf das gesamte Unternehmen bezogen. Gegenüberstellung aller Aufwendungen und Erträge im Gewinn- und Verlustkonto. Abgrenzung der neutralen Aufwendungen und Erträge von den Kosten und Leistungen. Auf den Kernbereich der Leistungserstellung und Leistungsverwertung (entsprechend dem Betriebszweck) gerichtet.
Ermittlung des Gesamtergebnisses. Ermittlung des neutralen Ergebnisses (Abgrenzungsergebnis). Ermittlung des Betriebsergebnisses.

Aufgaben der Kosten- und Leistungsrechnung

  • Ermittlung der Selbstkosten
    • für die Abrechnungsperiode
    • für eine einzelne Leistungseinheit (Erzeugniseinheit)
  • Basis der Preisermittlung (Kalkulation)
  • Bewertung der unfertigen und fertigen Erzeugnisse in der Bilanz
  • Kontrolle von Wirtschaftlichkeit und Rentabilität des Betriebes
  • Ermittlung von Deckungsbeiträgen auf der Basis der Teilkostenrechnung (Deckungsbeitrag ist die Differenz zwischen Verkaufspreis am Markt und den variablen Kosten). Dieser Wert dient für kurzfristige Entscheidungen (Produktion bzw. Preisuntergrenzen)
  • Grundlage für Managemententscheidungen.

Kostenrechnungssysteme

Nach dem Zeitbezug der verrechneten Kosten unterscheidet man:

  • Istkostenrechnung
    Verrechnung der in einer Periode tatsächlich angefallenen Kosten auf die Kostenträger (vergangenheitsorientiert und Zufallsschwankungen). Die Istmengen werden zu Istpreisen bewertet. Hauptaufgabe ist die Nachkalkulation.
  • Normalkostenrechnung
    Berechnung durchschnittlicher Istkosten mehrerer vergangener Perioden. Die Kosten werden damit um Zufallsschwankungen bereinigt.
  • Plankostenrechnung
    Relevante Plandaten werden über Schätzungen oder Berechnungen ermittelt. Das Hauptkennzeichen der Plankostenrechnung ist damit die Zukunftsorientierung. Es wird mit Plankosten und Planmengen gerechnet, womit den Anforderungen des Controllings entsprochen wird. Nur mit der Plankostenrechnung ist die Wirksamkeit der Kostenkontrolle gewährleistet, da ein Soll-Ist-Vergleich und Abweichungsanalysen möglich sind.

Nach dem Sachumfang der verrechneten Kosten unterscheidet man:

  • Vollkostenrechnung
    Es werden sämtliche Kosten auf den Kostenträger verrechnet. Es gilt entweder das Durchschnitts- oder das Tragfähigkeitsprinzip. Damit wird dem Verursachungsprinzip widersprochen.
  • Teilkostenrechnung
    Es werden nur die variablen Kosten auf den Kostenträger verrechnet. Das entspricht dem Verursachungsprinzip.

Neuere Kostenrechnungssysteme:

  • Prozesskostenrechnung
    Die Prozesskostenrechnung basiert auf einer horizontalen, prozessorientierten Sicht des Unternehmens. Das Unternehmen wird als Summe von Aktivitäten gesehen. Damit orientiert sich die Prozesskostenrechnung nicht an der Aufbauorganisation (Kostenstellen), sondern an der Ablauforganisation. Sie basiert auf dem aus den USA stammenden Activity Based Costing (ABC).
    Hintergrund: Kosten aus indirekten Leistungsbereichen (Planung, Steuerung, Forschung und Entwicklung, Konstruktion, Arbeitsvorbereitung, Einkauf, Vertrieb, Logistik, Instandhaltung, ...) nehmen zu. Damit nehmen die Gemeinkosten insgesamt zu.
    Es wird ein neues Verrechnungssystem für die Gemeinkosten in den indirekten Unternehmensbereichen benötigt.
  • Zielkostenrechnung (Target Costing
    Mit der Zielkostenrechnung soll das gesamte Unternehmen auf die Anforderungen des Marktes ausgerichtet werden.
    Über 80% der Herstellkosten werden vor Beginn der eigentlichen Produktion festgelegt. Damit ist es sinnvoll Kostenziele für die späteren Herstellkosten des Produkts bereits in der Entwicklungsphase zu bestimmen.
    Ausgangsfrage: Was darf ein Produkt kosten? Vom Zielpreis wird die angestrebte Gewinnmarge abgezogen. Damit ergeben sich die maximal erlaubten Kosten.
    Mit der Zielkostenrechnung sind die Prozesse noch gestaltbar. Der zukünftige Gemeinkostenblock kann beeinflusst werden.
    Eines der ersten Zielkostenrechnungsprojekte der Welt war die Entwicklung und Produktion des VW Käfer in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts. Der Verkaufspreis sollte unter 1.000 Reichsmark liegen.
  • Lebenszykluskostenrechnung (Life Cycle Costing)
    Die Lebenszykluskostenrechnung untersucht den Lebenszyklus eines Produkts. Maximierung des Gesamtnutzens über den gesamten Produktlebenslauf steht im Vordergrund. Es sollen langfristige Kostentreiber identifiziert und minimiert werden.
    Wenn dieses System beim Bau von Atomkraftwerken angewendet worden wäre, hätten wir heute wahrscheinliche keine. Brennstoff-Kreislauf, Abfallmanagement, der Rückbau nuklearer Einrichtungen, Sicherheit und Infrastruktur machen Kernkraft zur teuersten Energie überhaupt. Die Endlagerung von Atomabfällen ist immer noch nicht sichergestellt. Wer die Kosten für die Entsorgung übernimmt ist auch noch nicht geklärt.
  • Benchmark Costing
    Das Benchmark Costing ist ein Instrument zur relativen Kostenpositionierung. Ein Benchmark ist ein Vergleichsmaßstab. Es soll die relative Kostenposition eines Unternehmens bzw. seiner Bereiche durch den Vergleich mit den Marktführern bestimmt werden.

Varianten von Kostenrechnungssystemen

Umfang der Kostenverrechnung Zeitbezug der Kostenverrechnung
Vergangenheitsorientiert Zukunftsorientiert
Istkosten Normalkosten Plankosten
Verrechnung sämtlicher Kosten auf den Kostenträger Vollkostenrechnung auf Istkostenbasis Vollkostenrechnung auf Normalkostenbasis Vollkostenrechnung auf Plankostenbasis
Verrechnung nur bestimmter Kosten auf den Kostenträger Teilkostenrechnung auf Istkostenbasis Teilkostenrechnung auf Normalkostenbasis Teilkostenrechnung auf Plankostenbasis

Die Teilkostenrechnung unterscheidet sich von der Vollkostenrechnung nicht durch den zugrundeliegenden Kostenbegriff und die Art der Kostenerfassung. Der Unterschied besteht im Umfang der Kostenverrechnung auf die Kostenträger.

Die Plankostenrechnung dient in erster Linie den Zwecken der Betriebskontrolle. Die Gesamtkosten einer Unternehmung werden für eine bestimmte Planungsperiode im Voraus nach Kostenarten, Kostenstellen und Kostenträgern differenziert geplant.

Teilbereiche (Stufen) der Vollkostenrechnung

Stufe Bezeichnung Zentrale Frage
Vorstufe Abgrenzungsrechnung Was dient dem Betriebszweck?
1. Stufe Kostenartenrechnung Welche Kosten sind angefallen?
Bei der Kostenartenrechnung handelt es sich eigentlich nicht um eine Rechnung, sondern um eine geordnete Erfassung der Kosten. Unter Kosten wird der Wert aller verbrauchten Güter und Dienstleistungen pro Periode verstanden, der für die Erstellung der betrieblichen Leistung notwendig ist.
2. Stufe Kostenstellenrechnung Wo sind die Kosten angefallen?
In der Kostenstellenrechnung wird das Unternehmen abrechnungstechnisch in Teilbereiche (Kostenstellen) untergliedert. Die Zahl der Kostenstellen schwankt wie die Zahl der Kostenarten von Unternehmen zu Unternehmen.
3. Stufe Kostenträgerrechnung Wofür sind die Kosten angefallen? (Wer hat die Kosten zutragen?)
Die Kostenträgerrechnung hat die Aufgabe, die einzelnen Leistungen sowie das gesamte Produktionsergebnis für einen bestimmten Zeitraum zu beurteilen. Dazu wird die Kostenträgerrechnung in eine Stückrechnung und in eine Zeitrechnung aufgeteilt.

Übersicht zu Kostenartenrechnung, Kostenstellenrechnung und Kostenträgerrechnung (Vollkostenrechnung)